Wassily Kandinsky wurde am 4. Dezember 1866 in Moskau geboren. Er wuchs in einem kultivierten, musikalisch geprägten Elternhaus auf. Bereits in jungen Jahren zeigte sich seine Begeisterung für Farben und Musik – zwei Elemente, die später eng mit seiner Kunst verbunden sein sollten. Zunächst studierte er Jura und Volkswirtschaft in Moskau und arbeitete als Dozent. Erst mit 30 Jahren entschied er sich, seiner eigentlichen Leidenschaft zu folgen und begann ein Kunststudium in München.
Ein besonders prägendes Erlebnis hatte er 1896 mit dem Gemälde "Heuhaufen" von Claude Monet. Die Ungegenständlichkeit dieses Werkes faszinierte ihn zutiefst und beeinflusste maßgeblich seine künstlerische Ausrichtung. Kandinsky wandte sich zunehmend von der realistischen Darstellung ab und experimentierte mit Farben, Formen und Strukturen.
Ein bedeutender Wendepunkt in Kandinskys Leben war das Jahr 1896, als er im Alter von 30 Jahren nach München zog, um ein Kunststudium zu beginnen. Der Entschluss kam spät, aber entschlossen – er gab seine Karriere als Jurist und Dozent auf, um sich ganz der Malerei zu widmen. Dort begegnete er einer lebendigen Kunstszene und knüpfte erste Kontakte zu gleichgesinnten Künstlern. Besonders prägend war das Jahr 1911, in dem er gemeinsam mit Franz Marc die Künstlergruppe "Der Blaue Reiter" gründete. Diese Vereinigung wurde ein zentrales Forum des deutschen Expressionismus und stellte Kandinskys Vision von spiritueller, freier Kunst in den Mittelpunkt.
Nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahr 1922, wurde Kandinsky von Walter Gropius ans Bauhaus in Weimar berufen. Dort übernahm er eine Lehrtätigkeit und entwickelte seine Theorien zur Farbe, Form und Komposition weiter – nun stark beeinflusst von Geometrie und Rationalität. Diese Phase war entscheidend für seine Hinwendung zur strukturierten Abstraktion.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde das Bauhaus 1933 geschlossen. Kandinsky musste Deutschland verlassen und emigrierte nach Frankreich, wo er sich in Neuilly-sur-Seine bei Paris niederließ. Dort blieb er bis zu seinem Tod am 13. Dezember 1944 künstlerisch aktiv.
Dieses Werk ist eines der frühesten bekannten Schlüsselbilder Kandinskys und zeigt einen Reiter, der in leuchtend blauer Kleidung auf einem weißen Pferd durch eine stilisierte Landschaft galoppiert. Die Figur ist nicht naturalistisch, sondern stark vereinfacht und expressiv dargestellt – ein Zeichen für Kandinskys Abwendung vom Realismus. "Der Blaue Reiter" symbolisiert Kandinskys Sehnsucht nach dem Spirituellen in der Kunst. Blau war für ihn eine Farbe der Tiefe und des Geistigen, das Pferd stand für dynamische Bewegung. Das Bild wurde so prägend, dass er gemeinsam mit Franz Marc eine gleichnamige Künstlergruppe gründete. Für Kandinsky war dies ein Akt des künstlerischen Aufbruchs – weg von bloßer Abbildung, hin zur seelischen Dimension der Kunst.
Das Gemällde gehört zu einer Werkreihe, in der Kandinsky sich endgültig von der gegenständlichen Darstellung verabschiedet. Statt konkreter Formen dominieren rhythmische Linien, leuchtende Farben und emotionale Bewegung. Diese Arbeit zeigt seine Überzeugung, dass Musik und Malerei eng verwandt sind. Der Begriff "Improvisation" stammt aus der Musik – Kandinsky wollte mit Farben und Formen ebenso spontan und ausdrucksstark arbeiten wie ein Musiker mit Tönen. Seine Farbwahl war dabei bewusst psychologisch: Farben sollten innere Schwingungen hervorrufen. Das Bild ist Ausdruck seiner Idee, dass wahre Kunst aus dem Inneren des Künstlers entsteht.
Entstanden in seiner Bauhaus-Zeit, ist "Komposition VIII" ein Paradebeispiel für Kandinskys Hinwendung zur geometrischen Abstraktion. Kreise, Linien, Dreiecke und Farbfelder sind klar gegliedert und wirken fast mathematisch. Dennoch bleibt die Komposition dynamisch und voller innerer Spannung. Kandinsky war inzwischen stark vom Konstruktivismus beeinflusst. Er erforschte die Beziehung zwischen Formen und Farben und glaubte, dass jede Form und jede Farbe eine eigene emotionale Wirkung hat. Dieses Werk steht für eine neue Phase in seinem Schaffen, in der das intuitive Spiel mit Farbe durch eine bewusst strukturierte Ordnung ergänzt wurde – Kunst als harmonisches Gleichgewicht.
Kandinsky durchlief verschiedene Phasen: von der impressionistischen Landschaftsmalerei über expressionistische Darstellungen hin zur völligen Abstraktion. Seine theoretischen Schriften – allen voran "Über das Geistige in der Kunst" (1912) – sind wegweisend für das Verständnis moderner Kunst. Er war überzeugt, dass Kunst nicht die äußere Welt abbilden müsse, sondern Ausdruck innerer, seelischer Zustände sei.
Wassily Kandinsky gilt als Begründer der abstrakten Malerei und als einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Sein Werk revolutionierte die moderne Kunst und öffnete Türen für spätere Bewegungen wie den Konstruktivismus, Suprematismus und abstrakten Expressionismus.
Sein Denken lebt nicht nur in seinen Bildern, sondern auch in seinen kunsttheoretischen Schriften weiter. Museen weltweit – darunter das Centre Pompidou in Paris, das MoMA in New York und die Städtische Galerie im Lenbachhaus in München – bewahren und zeigen seine Werke. Kandinskys Suche nach einer "inneren Notwendigkeit" der Kunst bleibt ein zentrales Thema für Künstler und Theoretiker bis heute.