Salvador Dalí war einer der schillerndsten und einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Als führende Figur des Surrealismus verband er technische Meisterschaft mit einer grenzenlosen Vorstellungskraft. Seine Kunst, Persönlichkeit und sein exzentrischer Lebensstil machten ihn zu einer Ikone weit über die Grenzen der Kunstwelt hinaus.
Dalí wurde am 11. Mai 1904 in Figueres, Katalonien (Spanien), geboren. Schon als Kind zeigte er eine lebhafte Fantasie und ein außergewöhnliches zeichnerisches Talent. Seine Eltern förderten seine künstlerischen Fähigkeiten frühzeitig, insbesondere seine Mutter, die von seiner Berufung überzeugt war. Eine prägende Erfahrung war der frühe Tod seines älteren Bruders – ebenfalls Salvador genannt –, dessen Identität die Familie symbolisch auf ihn übertrug. Dalí selbst glaubte später, eine Reinkarnation dieses Bruders zu sein, was sich stark auf seine Identitätswahrnehmung auswirkte.
Mit 17 Jahren begann Dalí ein Kunststudium an der renommierten Kunstakademie in Madrid, der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando. Dort fiel er nicht nur durch seine außergewöhnlichen Arbeiten auf, sondern auch durch sein extravagantes Verhalten und seine provokativen Aussagen. Er beschäftigte sich intensiv mit verschiedenen Stilen und Techniken, vom Impressionismus bis zum Kubismus, und wurde stark von Freud, Nietzsche und dem Dadaismus beeinflusst.
Dalís künstlerischer Durchbruch kam in den 1920er Jahren, als er nach Paris zog und dort mit den führenden Surrealisten wie André Breton, Max Ernst und Luis Buñuel in Kontakt kam. Er entwickelte die sogenannte "paranoisch-kritische Methode", eine Technik, die unbewusste Bilder und Traumvisionen in einer realistischen Malweise darstellte. Diese Methode wurde zu seinem Markenzeichen.
Dieses wohl bekannteste Werk von Salvador Dalí entstand in einer Zeit, in der er sich intensiv mit den Theorien Sigmund Freuds und dem Unbewussten beschäftigte. Die zerfließenden Uhren – sogenannte "weiche Uhren" – stehen sinnbildlich für die Auflösung der Zeit im Traumzustand. Dalí beschrieb das Bild als eine "handgemalte Traumfotografie". Es stellt eine karge, fast wüstenartige Landschaft dar, in der mehrere Uhren scheinbar dahinschmelzen – eine davon hängt über einem toten Baum, eine andere über einer abstrakten organischen Form, die oft als verzerrtes Selbstporträt Dalís interpretiert wird. Dalí erklärte später, dass er die Idee zu den weichen Uhren hatte, als er Camembert-Käse beobachtete, der in der Sonne zerschmolz. Daraus entwickelte er eine Metapher für die Flexibilität von Zeit und das Verblassen der Realität im Traum. Das Werk wurde zu einem Hauptsymbol des Surrealismus und spiegelt Dalís "paranoisch-kritische Methode" wider, mit der er die Logik des Unbewussten sichtbar machen wollte.
Dieses dramatische und visuell aufgeladene Gemälde zeigt den heiligen Antonius, der sich gegen eine Reihe grotesker Versuchungen wehrt: riesige, spindeldürre Elefanten mit Insektenbeinen tragen erotische Frauen, Obelisken und Paläste auf ihren Rücken – Symbole für sexuelle Begierde, Macht, Reichtum und weltliche Verlockung. Das Werk entstand im Rahmen eines Wettbewerbs für den Film "The Private Affairs of Bel Ami", bei dem Künstler aufgefordert wurden, ihre Interpretation der Versuchung des Heiligen Antonius einzureichen. Obwohl Dalí nicht gewann, blieb das Gemälde eines seiner bedeutendsten Werke der späten 1940er Jahre. Dalí verarbeitete hier seine Auseinandersetzung mit religiösen und psychosexuellen Themen. Der Heilige, winzig im Vordergrund kniend, symbolisiert die spirituelle Widerstandskraft gegen Versuchungen, während die Elefanten mit ihren surrealen Lasten die Fragilität des menschlichen Geistes in der modernen Welt darstellen. Dalí war zu dieser Zeit stark von der katholischen Mystik beeinflusst.
Dieses Werk zeigt einen riesigen, schlaff herabhängenden Kopf, der nur durch eine Vielzahl dünner Holzstützen gehalten wird. Das Gesicht wirkt entrückt, wie betäubt, beinahe leblos – eine bizarre Mischung aus Trägheit und Anspannung. "Schlaf" ist eine visuelle Allegorie auf den Zustand des Träumens und die Verletzlichkeit der menschlichen Psyche, wenn das Bewusstsein ruht. Die Stützen, ein wiederkehrendes Motiv bei Dalí, symbolisieren mentale oder spirituelle "Hilfskonstruktionen", ohne die der Geist zusammenbrechen würde. Das Bild entstand in einer Phase, in der Dalí glaubte, dass der Traum der beste Zugang zum wahren Ich sei. "Schlaf" war für ihn ein Zustand, in dem sich das Unbewusste frei entfaltet, aber auch etwas Fragiles, das gestützt werden muss, um nicht ins Chaos abzugleiten.
Eine wichtige Person in Dalís Leben war Gala Éluard, geborene Elena Ivanovna Diakonova. Sie war zunächst mit dem Dichter Paul Éluard verheiratet, bevor sie sich Dalí zuwandte. Gala wurde seine Muse, Lebenspartnerin und unermüdliche Managerin. Ihre Beziehung war intensiv, aber auch von Skandalen und Exzentrik geprägt. Dalí vergötterte sie regelrecht und integrierte sie in viele seiner Werke.
Dalí war nicht nur für seine Kunst bekannt, sondern auch für sein selbstinszeniertes, extravagantes Auftreten: der gezwirbelte Schnurrbart, der Gehstock, seine theatralischen Interviews und Auftritte machten ihn zur schillernden Figur der Kunstszene. Er liebte es, zu provozieren, vermarktete sich geschickt selbst und überschritt dabei immer wieder Grenzen zwischen Kunst, Performance und Kommerz.
Nach Differenzen mit den Surrealisten, insbesondere mit André Breton, wurde Dalí 1939 aus der surrealistischen Bewegung ausgeschlossen – eine Ausgrenzung, die ihn wenig kümmerte. Er selbst behauptete, "Der Surrealismus – das bin ich."
In den späteren Jahren seines Lebens wandte sich Dalí verstärkt religiösen, wissenschaftlichen und klassischen Themen zu. Werke wie "Das letzte Abendmahl" (1955) zeigen eine Verbindung von mystischem Realismus und mathematischen Idealen. Dalí interessierte sich zunehmend für Physik, insbesondere für die Quantenmechanik und die DNA-Struktur, die Eingang in seine Werke fanden.
Er arbeitete auch als Bühnenbildner, Designer, Schriftsteller und Filmemacher. Besonders bekannt ist seine Zusammenarbeit mit Walt Disney an dem surrealistischen Animationsfilm "Destino", der Jahrzehnte später posthum veröffentlicht wurde.
Salvador Dalí starb am 23. Januar 1989 in seinem Geburtsort Figueres. Er wurde in der Krypta seines eigenen Museums, dem Teatre-Museu Dalí, beigesetzt – einem surrealen Gesamtkunstwerk, das er selbst konzipierte und gestaltete. Dalís Einfluss auf die Kunstgeschichte ist immens. Er verband altmeisterliche Technik mit modernen Ideen, Träumen und Neurosen. Seine Werke werden weltweit ausgestellt und bewundert. Er bleibt ein Symbol für kreative Freiheit, Genie und die Kraft des Unbewussten. Dalí war nicht nur ein Künstler, sondern ein Phänomen – ein Mensch, der es verstand, aus seinem Leben selbst ein Kunstwerk zu machen.