Michelangelo Buonarroti war einer der bedeutendsten Künstler der Renaissance und wird oft als einer der größten Bildhauer, Maler und Architekten aller Zeiten bezeichnet. Sein Leben war geprägt von harter Arbeit, künstlerischer Brillanz und einem unermüdlichen Streben nach Perfektion.
Lorenzo de’ Medici mit Verrocchio, Bertoldo di Giovanni, Luca Fancelli, Michelozzo di Bartolomeo, Leon Battista Alberti und Michelangelo (rechts). Fresko von Ottavio Vannini, 1638–1642
Er wurde am 6. März 1475 in Caprese, einem kleinen Dorf in der Toskana, geboren. Schon früh zeigte er ein außergewöhnliches Talent für die Kunst. Seine Familie war von niederem Adel, aber finanziell nicht wohlhabend. Mit 13 Jahren begann er eine Lehre in der Werkstatt des berühmten Malers Domenico Ghirlandaio in Florenz. Dort lernte er die Techniken der Freskomalerei und hatte Zugang zu den größten Künstlern seiner Zeit.
Später studierte er in der Schule der Medici, wo er mit bedeutenden Denkern und Künstlern der Renaissance in Kontakt kam. Unter dem Einfluss von Lorenzo de’ Medici entwickelte Michelangelo ein tiefes Interesse an der klassischen Antike, was seine spätere Kunst stark prägte.
Michelangelo betrachtete sich in erster Linie als Bildhauer:
Sein erster großer Erfolg war die "Pietà" (1499), ein Meisterwerk aus Marmor, das die Jungfrau Maria zeigt, die den toten Christus in ihren Armen hält. Das Werk beeindruckt durch seine anatomische Präzision und emotionale Ausdruckskraft. Eine berühmte Anekdote erzählt, dass Michelangelo nach der Fertigstellung der "Pietà" hörte, wie jemand das Werk einem anderen Künstler zuschrieb. Er soll daraufhin heimlich in die Kirche zurückgekehrt sein und seinen Namen auf das Werk eingraviert haben – das einzige Mal, dass er eine seiner Skulpturen signierte.
Noch berühmter wurde seine Statue des "David" (1504), die als Symbol für Kraft und Widerstandsfähigkeit gilt. Die 5,17 Meter hohe Marmorstatue zeigt den biblischen Helden in einem Moment konzentrierter Spannung vor dem Kampf gegen Goliath. Die Perfektion der Proportionen und die realistische Darstellung der Muskeln machen sie zu einem der größten Meisterwerke der Kunstgeschichte. Besonders bemerkenswert ist die Darstellung der Körperhaltung, die in der klassischen Kontrapost-Stellung gehalten ist. Diese betont die Dynamik und Spannung der Figur, indem sie das Gewicht auf ein Bein verlagert. Die Statue wurde ursprünglich für die Kathedrale von Florenz in Auftrag gegeben, wurde jedoch aufgrund ihrer monumentalen Schönheit auf der Piazza della Signoria aufgestellt, wo sie ein Symbol für die republikanischen Werte der Stadt wurde.
1508 erhielt Michelangelo von Papst Julius II. den Auftrag, die Decke der Sixtinischen Kapelle im Vatikan zu bemalen – eine Aufgabe, die er zunächst ablehnte, da er sich als Bildhauer und nicht als Maler sah. Dennoch nahm er die Herausforderung an und schuf zwischen 1508 und 1512 eines der größten Meisterwerke der Malerei.
Das Deckengemälde zeigt Szenen aus der Schöpfungsgeschichte, darunter die berühmte "Erschaffung Adams", in der sich die Finger Gottes und Adams fast berühren. Michelangelo arbeitete unter schwierigen Bedingungen: Er musste auf einem Gerüst liegend malen und hatte mit physischen Beschwerden zu kämpfen. Das Ergebnis war jedoch atemberaubend und revolutionierte die Kunstwelt.
Später, zwischen 1536 und 1541, kehrte er in die Kapelle zurück, um das monumentale Fresko "Das Jüngste Gericht" an der Altarwand zu vollenden. Das dramatische Werk zeigt die Auferstehung der Toten und die Verdammung der Sünder in einer kraftvollen und düsteren Vision des göttlichen Gerichts.
Neben der Malerei und Bildhauerei war Michelangelo auch als Architekt tätig. 1546 wurde er zum leitenden Architekten des Petersdoms in Rom ernannt. Er entwarf die beeindruckende Kuppel, die später vollendet wurde und bis heute als eines der großartigsten Bauwerke der Welt gilt. Ein weiteres bedeutendes architektonisches Werk war die Gestaltung der Medici-Kapelle in Florenz, die für die berühmte Adelsfamilie als Grabstätte diente.
Michelangelo war bekannt für sein aufbrausendes Temperament und seine unermüdliche Arbeitsmoral. Er schlief oft nur wenige Stunden und arbeitete bis zur Erschöpfung. Zudem führte er eine eher bescheidene Lebensweise und interessierte sich wenig für materielle Besitztümer.
Er war auch für seine Rivalität mit Leonardo da Vinci bekannt. Beide lebten zur gleichen Zeit in Florenz und hatten unterschiedliche künstlerische Ansätze. Während Leonardo die Naturwissenschaften und Perspektive perfektionierte, konzentrierte sich Michelangelo auf dramatische Körperspannungen und Ausdrucksstärke.
Michelangelo heiratete nie und hatte keine eigenen Kinder. Dennoch hatte er eine enge Beziehung zu der Dichterin Vittoria Colonna, mit der er über viele Jahre hinweg Briefe austauschte. Manche Historiker vermuten, dass er in ihr eine geistige Seelenverwandte fand, die seine tiefen religiösen Überzeugungen und künstlerischen Ambitionen teilte.
Eine weitere erwähnenswerte Begebenheit aus seinem Leben war seine Beteiligung an der Verteidigung von Florenz während der Belagerung durch die Medici im Jahr 1529. Michelangelo wurde zum Leiter der Befestigungsanlagen der Stadt ernannt und spielte eine bedeutende Rolle bei der Verteidigung gegen die Truppen von Papst Clemens VII. Später musste er jedoch fliehen und lebte eine Zeit lang im Verborgenen, bis er wieder in päpstliche Gunst zurückkehrte.
Michelangelo starb am 18. Februar 1564 im Alter von 88 Jahren in Rom. Sein Leichnam wurde nach Florenz überführt und in der Kirche Santa Croce beigesetzt. Sein künstlerisches Erbe beeinflusste Generationen von Künstlern. Seine Werke bleiben bis heute unübertroffen und werden weltweit bewundert. Michelangelo war nicht nur ein Meister der Renaissance, sondern ein Künstler, dessen Vision und Genialität die Kunstgeschichte für immer geprägt haben.