Lysippus war einer der herausragendsten Bildhauer des antiken Griechenlands. Er gilt als Erneuerer der griechischen Skulptur in der Spätklassik und prägte das künstlerische Ideal durch eine neue Auffassung von Proportion, Dynamik und Individualität. Besonders berühmt wurde er als Hofbildhauer Alexanders des Großen.
Lysippus lebte im 4. Jahrhundert v. Chr. und stammte aus Sikyon, einer bedeutenden Künstlerstadt auf der Peloponnes. Er war zunächst als Erzgießer tätig und soll sich – nach Aussage antiker Quellen wie Plinius dem Älteren – autodidaktisch zum Bildhauer weitergebildet haben. Sein Wirken fällt in die Zeit der späten Klassik, als sich die Kunst immer stärker von der idealisierten Ruhe der Hochklassik entfernte und sich dynamischeren, individueller geprägten Darstellungen öffnete.
Lysippus war neben Skopas und Praxiteles einer der drei großen Bildhauer dieser Epoche. Sein Werk markiert den Übergang zur hellenistischen Kunst. Er war offizieller Porträtist Alexanders des Großen, was seine außergewöhnliche Stellung in der Kunstwelt der Antike unterstreicht. Überliefert ist, dass er mehr als 1.500 Werke geschaffen haben soll – allesamt aus Bronze, was ihre Zerstörung im Laufe der Zeit wahrscheinlicher machte. Heute sind nur römische Marmorkopien oder schriftliche Beschreibungen seiner Werke erhalten.
Dieses Werk zeigt einen jungen Athleten, der sich nach dem Sport mit einem Strigilis das Öl von der Haut schabt. Die Darstellung ist natürlich, in Bewegung und räumlich offen. Der Apoxyomenos markiert eine Abkehr vom blockhaften Aufbau früherer Skulpturen – der Betrachter wird aufgefordert, die Figur von allen Seiten zu betrachten. Das Original ist verloren, aber eine gut erhaltene römische Marmorkopie ist in den Vatikanischen Museen zu sehen.
Lysippus war der bevorzugte Bildhauer Alexanders und der Einzige, von dem überliefert ist, dass er den König zu dessen Lebzeiten modellieren durfte. Seine Porträts zeigten Alexander nicht nur als Herrscher, sondern auch als fast göttliche Gestalt – mit idealisierten Zügen, leicht geneigtem Kopf und einem durchdringenden Blick. Diese Darstellungen prägten über Jahrhunderte das Bild Alexanders in Kunst und Geschichte.
Lysippus' Neuerungen prägten die spätere hellenistische Kunst entscheidend. Seine Proportionslehre und seine räumlich und emotional offenen Skulpturen wurden zum Vorbild für Generationen von Künstlern in Griechenland und Rom. Besonders im römischen Reich wurden seine Werke oft kopiert oder nachgebildet, was seinen Stil bis in die Spätantike präsent hielt.
Er brachte die griechische Skulptur einen entscheidenden Schritt näher an das Individuelle, Persönliche und Emotionale heran. Seine Fähigkeit, Bewegung, Charakter und Ausdruck miteinander zu verbinden, machte ihn zu einem der einflussreichsten Bildhauer der Geschichte.
Lysippus starb vermutlich um 310 v. Chr., das genaue Todesdatum ist jedoch unbekannt. Obwohl keines seiner Bronzeoriginale erhalten ist, überdauert sein künstlerisches Erbe durch schriftliche Quellen und römische Kopien. Seine Werke stehen für eine neue Phase in der Entwicklung der antiken Bildhauerkunst – eine, die nicht nur idealisierte Schönheit zeigte, sondern das Lebendige, Persönliche und Psychologische in den Mittelpunkt rückte.
Bis heute gilt Lysippus als der große Erneuerer der griechischen Skulptur – ein Künstler, der der Antike Bewegung und Ausdruck schenkte.
*Da es keine Selbstporträts oder Beschreibungen von Lysippus' Aussehen gibt: Herkules Farnese welches Lysippus zugeschrieben wurde