Berühmte Künstler

Leonardo da Vinci

Leonardo da Vinci – allein sein Name steht für Genie, Innovation und eine schier unermessliche Neugier. Als Maler, Bildhauer, Architekt, Ingenieur, Anatom und Erfinder war er seiner Zeit um Jahrhunderte voraus. Er gilt als einer der berühmtesten Universalgelehrten aller Zeiten. Doch wer war dieser Mann wirklich? Wann lebte er, welche Werke hat er geschaffen, und was machte ihn zu einem der größten Universalgelehrten der Geschichte? Tauchen wir ein in das faszinierende Leben dieses Ausnahmetalents.

Ein unehelicher Sohn mit großem Talent

Leonardo da Vinci wurde am 15. April 1452 in dem kleinen Dorf Vinci in der Toskana geboren. Er war das uneheliche Kind des Notars Ser Piero und einer Bäuerin namens Caterina. Diese Herkunft bewahrte ihn vor einer strengen Schullaufbahn, öffnete ihm jedoch die Tür zu einer unkonventionellen Erziehung – eine, die sein freies Denken förderte. Schon als Kind zeigte Leonardo außergewöhnliches künstlerisches Talent. Im Alter von 14 Jahren trat er als Lehrling in die Künsterwerkstatt des berühmten Malers Andrea del Verrocchio in Florenz ein. Dort lernte er die Grundlagen der Malerei, Bildhauerei und Technik – und übertraf bald seinen Meister.

Taufe Christi

"Taufe Christi", Verrocchios, ca. 1475

Eine berühmte Anekdote aus dieser Zeit besagt, dass Leonardo da Vinci während seiner Lehrzeit in der Werkstatt von Andrea del Verrocchio an dem Gemälde "Taufe Christi" mitarbeitete. Dabei soll er insbesondere den Engel auf der linken Seite des Bildes gemalt haben. Dieser Engel, so heißt es, war von einer derartigen Schönheit und technischen Perfektion, dass er die übrigen Figuren des Werks in den Schatten stellte. Verrocchio soll daraufhin geschworen haben, nie wieder selbst zum Pinsel zu greifen und sich stattdessen ganz der Bildhauerei zu widmen. Ob das wirklich der Wahrheit entspricht, bleibt unklar – doch es verdeutlicht die atemberaubende Begabung des jungen Künstlers.

Leonardos unsterbliche Meisterwerke

Leonardo schuf einige der bekanntesten Kunstwerke der Welt. Seine berühmtesten Gemälde sind:

Mona Lisa

Das wohl bekannteste Porträt der Kunstgeschichte fasziniert bis heute durch das geheimnisvolle Lächeln der Dargestellten und die revolutionäre Maltechnik, die Leonardo da Vinci entwickelte. Die Mona Lisa, auch bekannt als "La Gioconda", entstand vermutlich zwischen 1503 und 1506, wobei Leonardo das Bild später noch weiterbearbeitete. Besonders bemerkenswert ist die von ihm angewandte Technik des "Sfumato", bei der feine Farbübergänge geschaffen wurden, um eine weichere und realistischere Darstellung zu erzielen. Doch warum ist die Mona Lisa so berühmt? Neben ihrer kunsthistorischen Bedeutung spielt auch ihre bewegte Geschichte eine Rolle. 1911 wurde sie aus dem Louvre gestohlen und blieb zwei Jahre lang verschwunden, bis sie in Italien wieder auftauchte. Zudem gibt es Theorien, die besagen, dass die Mona Lisa nicht nur das Porträt einer Frau, sondern vielleicht sogar eine Art Selbstporträt Leonardos in weiblicher Form sein könnte. Weniger bekannt, aber nicht minder faszinierend, ist die sogenannte "Zweite Mona Lisa", die in Madrid entdeckt wurde. Sie stammt vermutlich von einem Schüler Leonardos, der das Original parallel nachmalte. Die Existenz dieser Kopie gibt wertvolle Hinweise darauf, wie Leonardo sein Meisterwerk Schritt für Schritt erschuf.

Mona Lisa

"Mona Lisa", ca. 1503–1519

Das letzte Abendmahl

Dieses monumentale Wandgemälde, das sich im Refektorium des Klosters Santa Maria delle Grazie in Mailand befindet, ist eines der berühmtesten Werke der Kunstgeschichte. Es stellt den dramatischen Moment dar, in dem Jesus seinen Jüngern verkündet, dass ihn einer von ihnen verraten wird. Leonardo da Vinci setzte bei der Gestaltung des Werkes neue Maßstäbe. Er entschied sich gegen die traditionelle Freskotechnik und experimentierte mit einer Mischung aus Tempera und Öl auf trockenen Putz. Dies sollte ihm mehr Zeit für detaillierte Ausarbeitungen geben, erwies sich jedoch als nicht dauerhaft. Schon wenige Jahrzehnte nach der Fertigstellung begann das Werk zu verfallen. Trotz aufwendiger Restaurierungsversuche ist das Bild heute stark beschädigt, doch seine Wirkung bleibt ungebrochen. Es ist nicht nur eines der bedeutendsten Werke der Renaissance, sondern birgt auch zahlreiche Rätsel. Einige Forscher spekulieren, dass Leonardo geheime Botschaften oder mathematische Muster in das Bild eingebaut haben könnte. So wurde beispielsweise die Anordnung der Apostel als Hinweis auf musikalische Kompositionen interpretiert.

Das letzte Abendmahl

"Das letzte Abendmahl", ca. 1495–1498

Vitruvianischer Mensch

Diese weltberühmte Zeichnung zeigt einen ideal proportionierten menschlichen Körper, eingepasst in einen Kreis und ein Quadrat. Sie basiert auf den Schriften des römischen Architekten Vitruv, der die Proportionen des menschlichen Körpers als Grundlage für architektonische Harmonie betrachtete. Leonardo schuf dieses Werk um 1490, als Teil seiner Studien zur Anatomie und Geometrie. Die Zeichnung symbolisiert das perfekte Verhältnis zwischen Wissenschaft und Kunst, zwischen Mensch und Kosmos. Sie ist nicht nur eine Darstellung körperlicher Proportionen, sondern auch ein Ausdruck des Renaissance-Ideals, dass der Mensch als "Maß aller Dinge" gilt. Leonardo hatte sich intensiv mit Anatomie beschäftigt und führte zahlreiche Sektionen von Leichen durch, um den menschlichen Körper in all seinen Details zu verstehen. Seine akribischen Studien flossen in viele seiner Werke ein und beeinflussten die medizinische Wissenschaft über Jahrhunderte hinweg. Interessanterweise bleibt der Vitruvianische Mensch bis heute ein Symbol für das Zusammenspiel von Kunst, Wissenschaft und Philosophie und wird oft als Sinnbild für Humanismus und Fortschritt verwendet.

Vitruvianischer Mensch

"Vitruvianischer Mensch", ca. 1490

Doch Leonardo war nicht nur Maler – er war ein unermüdlicher Forscher. Seine zahllosen Skizzenbücher sind gefüllt mit anatomischen Studien, Flugmaschinen, Stadtplänen und futuristischen Erfindungen, die zu seiner Zeit kaum umsetzbar waren.

Erfinder, Anatom und Visionär

Leonardo war besessen von der Natur und ihren Geheimnissen. Er studierte den menschlichen Körper durch heimliche Obduktionen an Leichen – damals ein riskantes Unterfangen, das von der Kirche nicht gern gesehen wurde. Seine anatomischen Zeichnungen sind so präzise, dass sie sogar heutigen Wissenschaftlern noch als Referenz dienen.

Skizzen aus seinem Codex Atlanticus

Skizze aus seinem Codex Atlanticus

Besonders beeindruckend sind seine Skizzen von Maschinen, die erst Jahrhunderte später Realität wurden. Er entwarf frühe Modelle eines Hubschraubers, eines Panzers und sogar eines Tauchanzugs. Eine Geschichte dazu besagt, dass Leonardo einen funktionierenden Tauchanzug konstruierte, mit dem venezianische Soldaten feindliche Schiffe von unten angreifen sollten – doch er zerstörte seine Pläne, weil er fürchtete, sie könnten in die falschen Hände geraten. Viele seiner technischen Zeichnungen und Erfindungen sind im sogenannten Codex Atlanticus gesammelt, einer umfangreichen Sammlung von Notizen und Skizzen Leonardos, die bis heute erhalten ist.

Ein rätselhafter Tod und sein Vermächtnis

Leonardo verbrachte seine letzten Jahre in Frankreich am Hof von König Franz I., der ihn als engen Berater schätzte. Der König bewunderte ihn so sehr, dass er ihn angeblich auf seinem Sterbebett hielt – eine rührende, wenn auch nicht belegte Geschichte. Leonardo starb am 2. Mai 1519 im Schloss Clos Lucé. Sein Wunsch war es, dass sechzig Bettler seine Beerdigung begleiten sollten – ein bescheidener Abschied für ein solch großes Genie.

1452 – 1519

Porträt von Leonardo da Vinci