Berühmte Künstler

Friedensreich Hundertwasser

Friedensreich Hundertwasser war ein Künstler, der die Welt mit anderen Augen sah – als Maler, Architekt, Philosoph und ökologischer Visionär erschuf er ein einzigartiges Universum voller Farbe, Lebendigkeit und Naturverbundenheit. Seine Werke sprengen Konventionen und regen zum Umdenken an. Doch wer war dieser Mann, der Fenster tanzen ließ und dem Recht auf Individualität eine architektonische Form gab? Wann lebte er, was trieb ihn an, und warum gilt er als einer der eigenwilligsten Künstler des 20. Jahrhunderts? Tauchen wir ein in das Leben und Schaffen eines kreativen Querdenkers.

Der Magier der Farben und Formen

Hundertwasser wurde am 15. Dezember 1928 als Friedrich Stowasser in Wien geboren. Seine Mutter war Jüdin, was während der Zeit des Nationalsozialismus eine große Gefahr bedeutete. Die dunklen Jahre seiner Kindheit prägten ihn tief, doch Hundertwasser ließ sich nie in ein System zwängen. Bereits früh zeigte sich sein Hang zur Kunst und zur Natur – zwei Elemente, die ihn Zeit seines Lebens begleiten sollten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er kurzzeitig an der Akademie der bildenden Künste in Wien, doch das akademische Umfeld lag ihm nicht. Er ging eigene Wege, reiste durch Europa, Nordafrika und Neuseeland, wo er sich von Landschaften, Kulturen und natürlichen Formen inspirieren ließ. Bald entwickelte er seinen unverwechselbaren Stil: spiralförmig, organisch, bunt und zutiefst menschlich.

Die Häuser hängen unter dem Gras

"Die Häuser hängen unter dem Gras", 1971

Hundertwassers Malerei ist eine Explosion der Farben. Er lehnte Lineal und rechte Winkel ab und sprach stattdessen von der "unebenen Linie" als Ausdruck von Leben. Seine Bilder – oft mit leuchtenden Spiralen, Symbolen und Gesichtern – tragen poetische Titel wie "Die Häuser hängen unter dem Gras" oder "Der große Weg der Spirale". Für ihn war Kunst nie Selbstzweck, sondern immer auch Ausdruck einer tieferen Verbindung zwischen Mensch und Natur. Auch sein Künstlername war Programm: "Friedensreich" stand für seinen Wunsch nach einer friedlicheren Welt, "Hundertwasser" für das Element Wasser, das für ihn Leben, Bewegung und Reinigung symbolisierte.

Architektur gegen die Monotonie

Hundertwasserhaus in Wien

Hundertwasser war nicht nur Maler – er war auch ein Revolutionär der Architektur. Für ihn war das Bauen eine zutiefst persönliche, ja sogar politische Handlung. Er entwarf Häuser mit begrünten Dächern, unebenen Böden und unregelmäßig angeordneten Fenstern – jedes ein Ausdruck individueller Freiheit. Am berühmtesten ist wohl das Hundertwasserhaus in Wien (1983–1985), ein Wohnhaus, das aussieht wie aus einem Märchen entsprungen. Bäume wachsen aus Fenstern, bunte Fliesen schmücken die Fassade, und kein Stockwerk gleicht dem anderen.

Hundertwasserhaus in Wien

Hundertwasserhaus in Wien (1983–1985)

antimonotone Architektur

Eine solche "antimonotone Architektur" findet sich auch in anderen Projekten: dem Kuchlbauer-Turm in Bayern, der Grünen Zitadelle in Magdeburg oder der Toilette von Kawakawa in Neuseeland. Jedes seiner B auwerke ist ein Statement – gegen die Kälte der Moderne und für ein harmonisches Miteinander von Mensch, Kunst und Natur.

Kuchlbauer-Turm

Kuchlbauer-Turm in Bayern

Grünen Zitadelle

Grünen Zitadelle in Magdeburg

Ein ökologisches Vermächtnis

Farm in Neuseeland

Hundertwassers Farm in Neuseeland

Hundertwasser war seiner Zeit auch als Umweltschützer voraus. Er sprach sich früh für Begrünung von Städten, naturnahes Bauen und den Erhalt der Biodiversität aus. In seinen Schriften und Manifesten forderte er ein „Baurecht für Bäume“ und wetterte gegen die "Verunstaltung der Erde". Sein Engagement ging sogar so weit, dass er eigene Komposttoiletten erfand und sich für eine dezentrale, autarke Lebensweise einsetzte.

Er lebte, was er predigte: In Neuseeland errichtete er sich eine ökologische Farm ohne Stromanschluss, mit eigenem Wasserkreislauf und Selbstversorgung. Dort verbrachte er seine letzten Jahre, inmitten der Natur, die er so sehr liebte.

Ein letzter Weg – zurück zur Erde

Friedensreich Hundertwasser starb am 19. Februar 2000 an Bord der "Queen Elizabeth 2" auf einer Reise von Europa nach Neuseeland. Seinem Wunsch entsprechend wurde er im sogenannten "Garten der glücklichen Toten" auf seinem Grundstück in Neuseeland beerdigt – ohne Sarg, in einer handbemalten Vase, unter einem Baum. Für ihn war der Tod kein Ende, sondern ein Kreislauf – ganz im Sinne seiner Philosophie, dass alles mit allem verbunden ist. Er hinterließ ein Lebenswerk, das Kunst, Architektur und Ökologie miteinander verschmilzt. Er war ein Visionär, der gegen das Grau der Welt malte – mit Pinsel, mit Wort und mit Gebäude. Noch heute inspiriert er Künstler, Architekten und Umweltaktivisten weltweit. In einer Zeit, in der das Verhältnis zur Natur und zur Individualität wieder ins Zentrum rückt, ist Hundertwassers Werk aktueller denn je.

1928 – 2000

Porträt von Hundertwasser