Berühmte Künstler

Élisabeth Vigée-Lebrun

Leben und künstlerische Karriere

Élisabeth Louise Vigée-Lebrun wurde am 16. April 1755 in Paris geboren. Ihr Vater, Louis Vigée, war selbst Maler und erkannte früh ihr Talent. Nach seinem frühen Tod förderte ihre Mutter ihre künstlerische Ausbildung weiter. Bereits mit 15 Jahren begann sie als Porträtmalerin zu arbeiten und gewann schnell an Bekanntheit.

1776 heiratete sie den Kunsthändler Jean-Baptiste-Pierre Lebrun, der ihre Karriere weiter vorantrieb. Durch ihn erhielt sie Zugang zu den höchsten Kreisen der Gesellschaft. Besonders bekannt wurde sie als offizielle Porträtmalerin von Königin Marie-Antoinette. Ab 1778 malte sie zahlreiche Porträts der Königin, die ihr Ruhm und Anerkennung einbrachten. 1783 wurde sie als eine der wenigen Frauen in die renommierte Académie Royale de Peinture et de Sculpture aufgenommen.

Selbstbildnis mit Tochter Jeanne Julie Louise

Selbstbildnis mit Tochter Jeanne Julie Louise, 1789

Eine berühmte Anekdote erzählt von Élisabeth Vigée-Lebrun und ihrer innigen Beziehung zu ihrer Tochter Jeanne Julie Louise. Ihr Gemälde "Selbstbildnis mit Tochter Julie" gilt als eines der schönsten Beispiele mütterlicher Zuneigung in der Kunstgeschichte. Es zeigt die Malerin, wie sie ihre Tochter liebevoll umarmt. Beide blicken mit warmem Ausdruck den Betrachter an, was dem Bild eine besondere Natürlichkeit verleiht.

Besonders bemerkenswert ist die lockere, fast spontane Pose, die von den klassischen Idealen der Zeit abweicht. Das Gemälde wurde oft mit Darstellungen der Madonna und des Jesuskindes verglichen, was Vigée-Lebruns Wunsch widerspiegelt, nicht nur als Künstlerin, sondern auch als Mutter wahrgenommen zu werden. Ihre Tochter blieb ihr zeitlebens nahe, doch ihr Verhältnis wurde später komplizierter. Dennoch bleibt dieses Bild ein zeitloses Symbol für mütterliche Liebe und künstlerische Meisterschaft.

Bekannte Werke

Vigée-Lebruns Kunststil war vom Rokoko und frühen Klassizismus geprägt. Sie spezialisierte sich auf elegante und lebendige Porträts, oft mit weichen Farbtönen und natürlicher Darstellung der Modelle. Ihre berühmtesten Werke sind:

Marie-Antoinette mit der Rose

Dieses berühmte Porträt zeigt Königin Marie-Antoinette in einem eleganten, aber schlichten Kleid mit einer Rose in der Hand. Élisabeth Vigée-Lebrun malte das Bild, um die Königin in einem freundlicheren und zugänglicheren Licht darzustellen, nachdem frühere Darstellungen in luxuriöser Hofkleidung Kritik ausgelöst hatten. Die weiche Farbpalette und der natürliche Ausdruck der Königin sollten ihre Anmut und Würde unterstreichen. Dennoch konnte das Bild die negative öffentliche Meinung nicht ändern, und Marie-Antoinette blieb eine umstrittene Figur der Zeit.

Marie-Antoinette mit der Rose

"Marie-Antoinette mit der Rose", 1783

Charles Alexandre de Calonne, 1784

Das Porträt zeigt Charles Alexandre de Calonne, den französischen Finanzminister unter Ludwig XVI. Vigée-Lebrun stellte ihn in einer selbstbewussten Haltung dar, mit einem leichten Lächeln und einer eleganten Haltung, die seinen politischen Einfluss betont. Das Bild spiegelt die Ambitionen Calonnes wider, der Reformen zur Sanierung der Staatsfinanzen anstrebte, jedoch bald in Ungnade fiel und ins Exil gehen musste. Die Porträtmalerei von Vigée-Lebrun fängt hier nicht nur die äußere Erscheinung, sondern auch die Persönlichkeit und die Stellung des Dargestellten ein.

Charles Alexandre de Calonne

"Charles Alexandre de Calonne", 1784

Madame de Staël als Corinne (1809)

Dieses Werk zeigt die berühmte Schriftstellerin Madame de Staël in der Rolle der Corinne, der poetischen Heldin aus ihrem eigenen Roman Corinne oder Italien. Vigée-Lebrun inszenierte sie mit einer klassischen Drapierung und einem nachdenklichen Blick, was ihren intellektuellen Charakter und ihre Verbindung zur antiken Welt betont. Das Bild unterstreicht de Staëls Rolle als eine der führenden Intellektuellen ihrer Zeit, die für Freiheit und Bildung kämpfte. In der Wahl dieser Darstellung wird deutlich, dass Vigée-Lebrun nicht nur Schönheit, sondern auch Geist und Charakter in ihren Porträts hervorheben wollte.

Madame de Staël als Corinne

"Madame de Staël als Corinne", 1809

Sie malte über 600 Porträts und viele Historienbilder, darunter Mitglieder des europäischen Adels.

Privatleben und Flucht aus Frankreich

Mit dem Ausbruch der Französischen Revolution 1789 wurde ihre Nähe zur Monarchie gefährlich. Sie floh mit ihrer Tochter Julie ins Exil und reiste durch Europa. Sie lebte in Italien, Österreich, Russland und Deutschland und arbeitete weiterhin als gefeierte Porträtmalerin. Besonders in Russland war sie bei der Zarenfamilie beliebt.

1802 kehrte sie nach Frankreich zurück, vermied jedoch politische Auseinandersetzungen. Sie lebte später in England und der Schweiz, bevor sie sich in Louveciennes niederließ.

Tod und Vermächtnis

Élisabeth Vigée-Lebrun starb am 30. März 1842 im Alter von 86 Jahren. Sie hinterließ eine beeindruckende Sammlung an Werken und Memoiren, die einen einzigartigen Einblick in das Leben des Adels vor der Revolution geben. Heute gilt sie als eine der bedeutendsten Porträtmalerinnen ihrer Zeit und eine Pionierin für Frauen in der Kunst.

1755 – 1842

Porträt von Élisabeth Vigée-Lebrun